Auf der Suche nach Wählern quer durch’s Land
Über Wochen durchquerten mobile UNTAG Teams das Land auf der Suche nach Einheimischen, die noch nicht für die Wahl registriert worden waren. Eines dieser Teams unter Brian Kelly war im westlichen Ovamboland eingesetzt und sehr erfolgreich. Ihr Tagesrekord waren 440 potentielle Wähler, die sich registrieren ließen. Das größte Problem, so Brian, war immer, die Menge in einer disziplinierten Reihe zu halten. Die Menschen waren so unglaublich neugierig und wollten alles beobachten. Für die Ovambos, die 15-20km zu Fuß gekommen waren, war es eher wie eine große Theateraufführung, nur um dabei zu sein. Ein Himba, sagt man, könne bis zu 80km am Tag zu Fuß bewältigen. Die UNTAG Mitarbeiter haben es nicht darauf ankommen lassen, das zu überprüfen.
Ihre Aufgaben führten die UNO quer durch das Land, auf der Suche nach Menschen.
Eine Aufgabe der Registrierung war die Alterserfassung. Im Ovamboland wird das Alter oft geschätzt anhand von Naturereignissen: „Geboren nach der großen Regenzeit im Jahr, nachdem die Großmutter verstarb“. 60-70% der Bewohner hatten damals keine ID-Karte. Eine sehr alte Dame wurde vom Team auf 108 Jahre geschätzt. Sie wurde begleitet durch ihre 90 Jahre alte Tochter und 70 Jahre junge Enkelin.
Die Unterbringung der Teams im Norden war, wie aller UN Teams dort, sehr spartanisch: Raumzellen mit dem nur nötigsten Mobilar, ohne AC und fließend Wasser, jedoch mit Trockenklosett. Wasser konnte man sich wöchentlich im 90km entfernten Ombalantu oder später im 170km abgelegenen Ruakana abholen. Meist war die Milch bereits sauer und die Butter gelber Brei, wenn man im Camp wieder ankam.
Trotzdem waren alle stolz auf ihre Arbeit und mit Begeisterung dabei. Die hervorragenden Registrierungsquoten waren später die Voraussetzung für die Rekordbeteiligung während der Wahl. Bei der Stimmabgabe wurden Durchschnittszeiten von 90 Sekunden/Wähler erreicht. Entwickeltere Demokratien benötigen im Schnitt 4-6 Minuten. Das sprach nicht nur für die Effizienz der Registrierung, sondern auch für den Enthusiasmus der namibischen Wähler für die neuerrungene Demokratie.
Grundstein des UNTAG-Erfolges – enges Netzwerk von Stationen
In Namibia sammelte die UN wertvolle Erfahrungen für ähnliche Operationen später. Das Land war in 10 regionale Bezirkszentren aufgeteilt worden. Innerhalb dieser gab es Unterbezirks-Stationen. Alle Stationen waren zumindest mit zwei UNTAG Komponenten besetzt: der zivilen UNTAG Vertretung und der CIVPOL, die die Aktivitäten der SWAPOL beobachtete. In den unwegsamen Gebieten des Nordens erwiesen zusätzlich militärische UNTAG Einheiten logistische Unterstützung mit Wasser, Medikamenten, Nachrichtenmitteln und Quartieren. Auch oblag ihnen die Beobachtung der Bewegungen der SADF-Einheiten.
Die zivilen UNTAG Büros jedoch hatten eine äußerts wichtige Funktion: Sie öffneten Türen, um Teile der Bevölkerung zusammenzubringen, die sich sonst aus dem Weg gingen. Dadurch trugen sie wesentlich dazu bei, in der Zeit vor den Wahlen den Zündstoff trocken zu halten. Aufgabe der zivilen UNTAG Zentren war es nicht nur, Informationsstelle für die Wahlen zu sein, sondern sie waren auch eine Art politischer Vertrauensmann in der Gemeinden. Niemand bei der UNO hatte etwas ähnliches zuvor gemacht. Nur wenige hatten Erfahrungen für diese Art Job, wenn es darum ging, eine solche Station im Busch oder in kleinen Siedlungen zu leiten. Ihre Aufgabe war es, aus dem Büro herauszugehen, Menschen kennen zu lernen, Freundschaften zu schließen, andere Menschen zu beeinflussen und alle Arten von Gemeinschaftsführern zu treffen: Traditionelle und moderne, vom Manager der örtlichen Bergbaugesellschaft bis hin zum Stammesführer, Kirchenführer, Chefs aller politischen Parteien, Gemeinderäte. Es war ihr Job, die am besten informiertesten Leute zu sein, mehr Freunde und Bekannte zu haben, als sonst jemand in der Region.
Die Unterbringung der Teams im Norden war, wie aller UN Teams dort, sehr spartanisch: Raumzellen mit dem nur nötigsten Mobilar, ohne AC und fließend Wasser, jedoch mit Trockenklosett. Wasser konnte man sich wöchentlich im 90km entfernten Ombalantu oder später im 170km abgelegenen Ruakana abholen. Meist war die Milch bereits sauer und die Butter gelber Brei, wenn man im Camp wieder ankam.
Trotzdem waren alle stolz auf ihre Arbeit und mit Begeisterung dabei. Die hervorragenden Registrierungsquoten waren später die Voraussetzung für die Rekordbeteiligung während der Wahl. Bei der Stimmabgabe wurden Durchschnittszeiten von 90 Sekunden/Wähler erreicht. Entwickeltere Demokratien benötigen im Schnitt 4-6 Minuten. Das sprach nicht nur für die Effizienz der Registrierung, sondern auch für den Enthusiasmus der namibischen Wähler für die neuerrungene Demokratie.
Grundstein des UNTAG-Erfolges – enges Netzwerk von Stationen
In Namibia sammelte die UN wertvolle Erfahrungen für ähnliche Operationen später. Das Land war in 10 regionale Bezirkszentren aufgeteilt worden. Innerhalb dieser gab es Unterbezirks-Stationen. Alle Stationen waren zumindest mit zwei UNTAG Komponenten besetzt: der zivilen UNTAG Vertretung und der CIVPOL, die die Aktivitäten der SWAPOL beobachtete. In den unwegsamen Gebieten des Nordens erwiesen zusätzlich militärische UNTAG Einheiten logistische Unterstützung mit Wasser, Medikamenten, Nachrichtenmitteln und Quartieren. Auch oblag ihnen die Beobachtung der Bewegungen der SADF-Einheiten.
Die zivilen UNTAG Büros jedoch hatten eine äußerts wichtige Funktion: Sie öffneten Türen, um Teile der Bevölkerung zusammenzubringen, die sich sonst aus dem Weg gingen. Dadurch trugen sie wesentlich dazu bei, in der Zeit vor den Wahlen den Zündstoff trocken zu halten. Aufgabe der zivilen UNTAG Zentren war es nicht nur, Informationsstelle für die Wahlen zu sein, sondern sie waren auch eine Art politischer Vertrauensmann in der Gemeinden. Niemand bei der UNO hatte etwas ähnliches zuvor gemacht. Nur wenige hatten Erfahrungen für diese Art Job, wenn es darum ging, eine solche Station im Busch oder in kleinen Siedlungen zu leiten. Ihre Aufgabe war es, aus dem Büro herauszugehen, Menschen kennen zu lernen, Freundschaften zu schließen, andere Menschen zu beeinflussen und alle Arten von Gemeinschaftsführern zu treffen: Traditionelle und moderne, vom Manager der örtlichen Bergbaugesellschaft bis hin zum Stammesführer, Kirchenführer, Chefs aller politischen Parteien, Gemeinderäte. Es war ihr Job, die am besten informiertesten Leute zu sein, mehr Freunde und Bekannte zu haben, als sonst jemand in der Region.
Und das taten sie dann auch mit großem Gespür und Erfolg. Sie waren der verbindende Kern zwischen allen politischen Parteien. Sie fuhren über’s Land, riefen die örtlichen Gemeinde- und Polizeichefs zu sich, bliesen machmal Alarm, wenn zusätzliche Verstärkung bei der CIVPOL oder dem UNTAG Militär nötig waren. Sie halfen spürbar, das Land ruhig zu halten in der heißen Periode vor den Wahlen und ermöglichten es, daß verfeindete Parteien miteinander sprachen, anstatt sich in den entgegengesetzten Ecken der Gemeinde zu verschanzen und mit Steinen aufeinander zu werfen.
Zu Besuch bei den Kollegen der zivilen UNTAG Komponente in Mariental
Als die Spannungen in den 6 Wochen vor den Wahlen den Höhepunkt erreichten, ermöglichte es die Arbeit des zivilen UNTAG Personals, das Wunder zu vollbringen und die ersten freien und fairen Wahlen friedlich ablaufen zu lassen.
An einen von Ihnen erinnere ich mich sehr gerne. Er war ein Berliner wie ich, nur aus dem westlichen Teil der Stadt. Später erfuhr ich, daß meine Versetzung während der Wahlen nach Maltahöhe auf ihn zurückgegangen war. Klaus Heynig, so war sein Name, war ein sehr kluger und lebenserfahrener Mann mit viel Humor und Optimismus, der bei der UNO fest angestellt war. Es war eine Bereicherung, sich mit ihm über die verschiedensten politischen Themen unterhalten zu können. Eine Mauer zwischen uns hat es nie gegeben.
An einen von Ihnen erinnere ich mich sehr gerne. Er war ein Berliner wie ich, nur aus dem westlichen Teil der Stadt. Später erfuhr ich, daß meine Versetzung während der Wahlen nach Maltahöhe auf ihn zurückgegangen war. Klaus Heynig, so war sein Name, war ein sehr kluger und lebenserfahrener Mann mit viel Humor und Optimismus, der bei der UNO fest angestellt war. Es war eine Bereicherung, sich mit ihm über die verschiedensten politischen Themen unterhalten zu können. Eine Mauer zwischen uns hat es nie gegeben.