Der 9-Tage Krieg vom April 1989 im Nordens Namibias
Dann kam der 9-Tage Krieg. 1.600 bewaffnete PLAN-Kämpfer waren, von Angola kommend, am 01. April 1998 in kleinen Kampfgruppen auf einer Breite von 400km nach Namibia eingedrungen. Die offizielle Version der SWAPO lautete, man hatte sich der UNTAG stellen wollen. Diese jedoch war nicht über eine solche Aktion unterrichtet worden war. Die Brisanz der Situation war, daß genau am 01. April die SADF mit ihrem Truppenabzug von der Front in die Standorte beginnen sollten. Die SWAPO-Kämpfer liefen genau in die Vorhut der Südafrikaner, die sofort das Feuer eröffneten. Das Gros der SADF verließ ihre kasernierten Standorte wieder und schloß sich den Kämpfen an. In den darauffolgenden 9 Tagen fielen 312 PLAN-Kämpfer, 32 gerieten in Gefangenschaft, rund 400 zogen sich wieder nach Angola zurück, nur 27 folgten dem UNTAG-Aufruf, sich in den von der UN kontrollierten Sammellagern zu melden. Südafrika und die unterstützenden namibischen Polizeikräfte hatten insgesamt 27 Tote und etwa 100 Verwundete zu beklagen.
Rund 400 dieser Soldaten aber befanden sich Anfang Mai 1989 ganz offenkundig noch immer im Land. Und: Sie hatten hier im Ovambo-Land nachweislich geheime Waffen- und Munitionslager angelegt – ein Sprengsatz, der den ganzen UN-Friedensprozeß in Namibia auflaufen lassen könnte. Denn auf der Namibia-Konferenz Mitte April in Kapstadt, wo sich die Vertreter Südafrikas, Angolas und Kubas turnusmäßig trafen, wurde von Südafrika verkündet, daß es 4.500 Soldaten in Namibia mobilisieren werde, wenn sich die PLAN-Kämpfer der SWAPO nicht freiwillig aus dem Namibia zurückziehen würden. Ohne einen völligen Abzug, so Pretoria, würde der Unabhängigkeits-Prozeß in Namibia sicherlich nicht planmäßig ablaufen können.
Als Motiv für diesen Grenzkrieg war offensichtlich, daß die SWAPO gegen alle Absprachen mit dem Einsickern ihrer schwerbewaffneten Kampfverbände die Wähler in Namibia unter Druck setzen wollte.
Ein weiterer Grund, warum der militärische Einfall der PLAN-Einheiten so schnell und blutig scheiterte, war, daß nordöstlich von Namibia, im Südosten Angolas, die prowestlichen UNITA (19) –Kampfverbände des Dr. Jonas Savimbi operierten, die von Washington und Pretoria reichlich mit Geld und Kriegsmaterial ausgerüstet wurden. Savimbi hatte seine Elite-Special-Forces, an die Grenze beordet, die eine Operationslinie von Camp Omega über Cuangar bis hin zum angolanisch-namibischen "Grenzstein 130" militärisch beherrschten. Als sich nun Ende März 1989 die PLAN-Einheiten der SWAPO in ihren angolanischen Lagern zur Namibia-Operation sammelten, stießen die UNITA Special-Forces immer wieder überfallartig auf diese SWAPO-Camps vor. Im Ergebnis brachen die PLAN Kämpfer überhastet und teilweise sogar ohne die vorgesehene Ausrüstung für die beabsichtigten Waffendepots nach Namibia auf. Auf namibischer Seite prallten die PLAN Gruppen nun auf die mit UN-Genehmigung wieder mobilisierten Soldaten der südafrikanischen Infanterie-Bataillone, die sie erbarmungslos aufrieben.
Das 201. motorisierte Infanterie Batallion der SADF überquert planmässig die angolanische Grenze am 31.03.1989. Wenige Stunden später bricht in diesem Grenzabschnitt die Hölle los.
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Die UNTAG hatte damals auf einer Einfallslinie von fast 400 Kilometern schwer zu kontrollierender Busch Savanne ganze 138 Blauhelme der militärischen UN-Komponente aus Großbritannien und Australien postiert. Gerade mal 25% der zivilen und militärischen UN-Kräfte waren zu diesem Zeitpunkt überhaupt erst im Lande. Die Bewegungsfreiheit der UN-Soldaten, die ohnehin nur Beobachter-Status hatten, war stark eingeschränkt. Die Gegend war von der SWAPO fast lückenlos vermint worden. Schweres Gerät, um erfolgreich Minen räumen zu können, hatte die UNTAG nicht. Es gab in der Kürze der Zeit nur zwei Optionen: Die UNO Resolution 435 abzublasen oder Südafrika zu erlauben, die Situation militärisch zu klären. Man entschied sich für das letztere.
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Im Mai schien sich die Situation wieder beruhigt zu haben. Getreu dem Zeitplan der UNTAG trat am 01. Mai 1989, die gesamte namibische Territorialstreitmacht von 12.000 Mann einen 6-monatigen bezahlten Urlaub an. Südafrikas Bataillone dagegen kehrten etappenweise heim, bis nur noch 1500 von 40.000 Soldaten übrigblieben, die sich in den Kasernen von Oshivelo und Grootfontein verschantzten.
Seit 1966 kämpfte die SWAPO für Namibia, und seit 1966 ist SWAPO auch ein Schreckenswort. Wann immer Koevoet die Bauern nach SWAPO-Spuren fragte, gab es Prügel. Ob sie schwiegen oder redeten, sie wurden geschlagen, ihre Hütten verbrannt. Die Bauern hatten Angst, vor ihrer Polizei und auch vor der SWAPO. Die hatte ihnen auch kein Glück gebracht, das steckte tief in ihren Köpfen.
Seit 1966 kämpfte die SWAPO für Namibia, und seit 1966 ist SWAPO auch ein Schreckenswort. Wann immer Koevoet die Bauern nach SWAPO-Spuren fragte, gab es Prügel. Ob sie schwiegen oder redeten, sie wurden geschlagen, ihre Hütten verbrannt. Die Bauern hatten Angst, vor ihrer Polizei und auch vor der SWAPO. Die hatte ihnen auch kein Glück gebracht, das steckte tief in ihren Köpfen.
Auf der Suche nach infiltrierten SWAPO Kämpfern befragt eine Patroille der Südwest-Polizei Dorfbewohner im Ovamboland
3.000 von 4.500 Koevoet-Männern trugen im Sommer 1989 bereits die unschuldig sandgrüne Uniform der namibischen Polizei.. Der Rest wurde entlassen. 3.000 Todfeinde traten plötzlich als Freunde auf. Sie paukten den Dörflern ein, was Wahlen bedeuteten: Die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Erklärten, was das ist, Kommunismus. Zeigten Videofilme aus dem kommunistischen Äthiopien: über kahle Felder taumelnde Skelette, verhungernde Kinder, röchelnde sterbende Frauen als Verheißung - so wird es euch auch ergehen, wenn ihr der SWAPO nicht abschwört.
Woche für Woche waren im Sommer 1989 die früheren Schinder des Ovambolandes durch die Dörfer gezogen, nur mit ihrem Lächeln bewaffnet. "Wir werden euch nie mehr mißhandeln", versprachen sie den Bauern. "Nie mehr zerstören wir eure Felder und Hütten. Nie mehr vergewaltigen wir eure Frauen. Es war alles nicht so gemeint. Die SWAPO wird euch noch viel Schlimmeres antun!"
Das war also der Boden, auf dem das Gros der west- und ostdeutschen Polizeibeobachter im Herbst 1989 stationiert wurde, um mit nichts als einem geländegäengigen Fahrzeug die Konfliktparteien auseinander zu halten.
Daß ein Menschenleben sehr wenig bedeute in Afrika, hatte man uns bereits beim Briefing in Windhuk beigebracht. Das zeigte sich besonders deutlich im Norden, wenn ehemals militärische Kontrahenten, die inzwischen in die Bevölkerung wieder eingegliedert worden waren, versuchten, ihre soziale Enttäuschung und politischen Differenzen mit Kugeln und Handgranaten auszutragen, begünstigt durch die große Anzahl Waffen und Munition, die im ehemaligen Kriegsgebiet kursierte. Später setzte die namibische Regierung Prämien aus für jede Pistole, jedes Gewehr und jede Handgranate, die bei der Polizei freiwillig abgegeben wurden.
Woche für Woche waren im Sommer 1989 die früheren Schinder des Ovambolandes durch die Dörfer gezogen, nur mit ihrem Lächeln bewaffnet. "Wir werden euch nie mehr mißhandeln", versprachen sie den Bauern. "Nie mehr zerstören wir eure Felder und Hütten. Nie mehr vergewaltigen wir eure Frauen. Es war alles nicht so gemeint. Die SWAPO wird euch noch viel Schlimmeres antun!"
Das war also der Boden, auf dem das Gros der west- und ostdeutschen Polizeibeobachter im Herbst 1989 stationiert wurde, um mit nichts als einem geländegäengigen Fahrzeug die Konfliktparteien auseinander zu halten.
Daß ein Menschenleben sehr wenig bedeute in Afrika, hatte man uns bereits beim Briefing in Windhuk beigebracht. Das zeigte sich besonders deutlich im Norden, wenn ehemals militärische Kontrahenten, die inzwischen in die Bevölkerung wieder eingegliedert worden waren, versuchten, ihre soziale Enttäuschung und politischen Differenzen mit Kugeln und Handgranaten auszutragen, begünstigt durch die große Anzahl Waffen und Munition, die im ehemaligen Kriegsgebiet kursierte. Später setzte die namibische Regierung Prämien aus für jede Pistole, jedes Gewehr und jede Handgranate, die bei der Polizei freiwillig abgegeben wurden.
Endlose Weiten, Kilometer lange Farmzäune – typische Kulisse im kargen Süden
Eine weitere Quelle der Gewalt im ganzen Land war Alkohol, dem gerade die einkommensschwachen Schichten sehr zusprachen. Besonders an Geldtagen war ein Ansteigen von Gewalttaten zu verzeichnen. Da ging man sich bereits wegen Nichtigkeiten schnell mal mit dem Messer an die Kehle. Und nicht zuletzt war die heimische Polizei entsprechend alten Richtlinien anfänglich noch repressiver gegen die schwarze Bevölkerung und insbesondere gegen SWAPO-Anhänger vorgegangen, zeigte sie sich trickreicher gegenüber der UNTAG, als das im Süden der Fall war.