Das Verhältnis der CIVPOL zur Bevölkerung
Als wir Mitte Oktober 1989 unsere Station verstärkten, hatten unsere Kollegen, die seit Anfang April in Mariental waren, bereits so viel Vertrauen beim südwestafrikanischen Partner hergestellt , daß man von einer kooperativen Zusammenarbeit sprechen konnte. Trotzdem kamen nicht wenige Menschen zu uns, der UNTAG, da sie an den plötzlichen Sinneswandel in der Polizei, die bisher zumeist die Interessen der Mächtigen vertreten hatte, nicht so recht glauben wollten. Doch auch die Polizei hatte begriffen, daß sich im Lande ein Sinneswandel vollzog, dem sie sich anpassen mußte, sollte Namibia endlich zur Ruhe kommen. Die Angehörigen der berüchtigten Koevoet-Einheiten der SADF, die nach ihrer Auflösung zum größten Teil in der SWAPOL untergetaucht waren, wurden nach und nach aus den Reihen der Polizei eleminiert, so daß eine innere Ruhe einzog.
Viele der Menschen kamen oft ohne triftigen Grund zu unserer Station oder an unsere Fahrzeuge, um einen freundlichen Schwatz zu halten oder auch, um auszuprobieren, ob nicht doch ein paar Rand heraussprangen, die sie dann in den nächsten Bottle Store tragen konnten. War ihnen so etwas anzusehen, gab es natürlich keinen Cent, kam jedoch ein altes Mütterchen und bat um Geld für ihren im Hospital liegenden Mann, so wurden schnell mal ein paar Zehner zusammengelegt. Meistens jedoch hatten die Menschen handfestere Sorgen.
Gerrit , ein UNO-Urgestein aus Holland und damals bereits auf seiner 12. UN-Mission im Ausland tätig, nimmt die Anliegen der Einheimischen entgegen.
So baten sie um Beistand, wenn ein Farmer den versprochenen Lohn nicht zahlen wollte. Oder wenn sie, nachdem man ihnen gekündigt hatte und eine neue Bleibe in Aussicht stand, sich ihr weniges Hab und Gut unter dem Schutz der Polizei und der UNTAG holen wollten, da sie vom Farmer nichts Gutes erwarteten. Dazu muß gesagt werden, daß das eigentlich Zivilangelegenheiten waren, die von der Polizei von Fall zu Fall wahrgenommen wurden, nachdem von uns vermittelt worden war.
Oftmals stellten sich diese Fälle dann als viel komplizierter dar, wenn der Farmer seinerseits Gegenforderungen aufmachte, die auf Diebstahl oder Sachbeschädi-gung von Eigentum hinausliefen. Dann wurden die Lohnforderungen herunterge-handelt und der Landarbeiter mußte sich mit 30 oder 50 Rand für drei Monate Arbeit zufriedengeben. Ein Hungerlohn, wenn man bedenkt, daß ein Weißer als Facharbeiter 2.000 bis 3.000 Rand im Monat, ein Schwarzer als Mechaniker beim Straßenbau 900 Rand und ein Hilfsarbeiter dort etwa 300 Rand monatlich erhielten. Begünstigt wurden solche Einkommensunterschiede durch das Fehlen jeglicher Arbeitsgesetzebung sowie der äußerst seltenen Inanspruchnahme der vorhandenen Farmarbeitergewerkschaft. Dadurch hatten die Farmer auf ihren zwischen 5.000 und 80.000 ha großen Besitzungen mehr oder weniger die volle Verfügungsgewalt. Nebenbei gesagt kam es zu diesen Riesenfarmen, weil die Böden meist sehr karg sind und sie sich ohne regelmäßige Niederschläge nur langsam regenerieren können. Deshalb beanspruchte ein Rind zwischen 30 und 60ha, ein Kudu 20 bis 40ha oder ein Schaf 6 bis 8ha Weidefläche.
Griff nun der mit 30 Rand abgespeiste Farmarbeiter zur Flasche, um seinem Ärger Luft zu machen, dann kam es nicht selten vor, daß er sich auch ein Herz und eine Waffe faßte, um dem Farmer auf seine Art Gerechtigkeit beizubringen. Damit wurde er wieder kriminell und die soziale Falle schnappte zu. Was für einen Schwarzen 100 Rand bedeuten, ist allein schon daran ersichtlich, daß bei bestimmten Delikten zur Wahl stand, entweder für zwei Monate ins Gefängnis zu ziehen oder sich mit 75 Rand freizukaufen . Allerdings gingen auch diese Fälle mehr und mehr zurück.
Oftmals stellten sich diese Fälle dann als viel komplizierter dar, wenn der Farmer seinerseits Gegenforderungen aufmachte, die auf Diebstahl oder Sachbeschädi-gung von Eigentum hinausliefen. Dann wurden die Lohnforderungen herunterge-handelt und der Landarbeiter mußte sich mit 30 oder 50 Rand für drei Monate Arbeit zufriedengeben. Ein Hungerlohn, wenn man bedenkt, daß ein Weißer als Facharbeiter 2.000 bis 3.000 Rand im Monat, ein Schwarzer als Mechaniker beim Straßenbau 900 Rand und ein Hilfsarbeiter dort etwa 300 Rand monatlich erhielten. Begünstigt wurden solche Einkommensunterschiede durch das Fehlen jeglicher Arbeitsgesetzebung sowie der äußerst seltenen Inanspruchnahme der vorhandenen Farmarbeitergewerkschaft. Dadurch hatten die Farmer auf ihren zwischen 5.000 und 80.000 ha großen Besitzungen mehr oder weniger die volle Verfügungsgewalt. Nebenbei gesagt kam es zu diesen Riesenfarmen, weil die Böden meist sehr karg sind und sie sich ohne regelmäßige Niederschläge nur langsam regenerieren können. Deshalb beanspruchte ein Rind zwischen 30 und 60ha, ein Kudu 20 bis 40ha oder ein Schaf 6 bis 8ha Weidefläche.
Griff nun der mit 30 Rand abgespeiste Farmarbeiter zur Flasche, um seinem Ärger Luft zu machen, dann kam es nicht selten vor, daß er sich auch ein Herz und eine Waffe faßte, um dem Farmer auf seine Art Gerechtigkeit beizubringen. Damit wurde er wieder kriminell und die soziale Falle schnappte zu. Was für einen Schwarzen 100 Rand bedeuten, ist allein schon daran ersichtlich, daß bei bestimmten Delikten zur Wahl stand, entweder für zwei Monate ins Gefängnis zu ziehen oder sich mit 75 Rand freizukaufen . Allerdings gingen auch diese Fälle mehr und mehr zurück.
Karte des Operationsgebietes der Station Mariental, das vom Atlantik bis nach Botswana reichte. Rot hinterlegt sind die Standorte der Farmen, mit fliegenden Wahlurnen, gelb die größeren Siedlungen des Stationsgebietes.
In der Regel organisierten wir unsere Zusammenarbeit mit der SWAPOL über einen Verbindungsoffizier, der sich zweimal wöchentlich mit dem District-Chef traf und bei Erfordernis gemeinsame Schritte wie Untersuchungen, Patrouillen an der Grenze von Botswana zur Aufklärung von Viehdiebstählen, gemeinsame Transporte bzw. Personenschutz abstimmte.
CIVPOL-Patrouille aus Tunesien, der DDR und Malaysia auf Inspektion einer Polizeistation
Das Gebiet, innerhalb dessen Grenzen wir die Polizei zu beobachten hatten, entsprach mit 108.000 km2 etwa der Größe der damaligen DDR. Auf dieser Riesenfläche lagen hunderte von Farmen, zumeist mit exotischen deutschen Namen ihrer Begründer und 7 Ansiedlungen, von denen 6 über eine Polizeistation verfügten. Diese wurden durch unsere Station mit ihren 35 Polizeibeobachtern und 12 Toyota Landcruisern regeImäßig angelaufen. Neben der unmittelbaren Kontrolle der SWAPOL bei gemeinsamen Handlungen gehörte es auch zu unseren Aufgaben, die Haftbedingungen in den Polizeistationen zu überwachen aber auch durch regel mäßige Präsenz unserer blauen Barette auf den Farmen, in den Siedlungen und Städten den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Problemen an uns zu wenden.
Die mittlere Entfernung zu diesen Ansiedlungen betrug zwischen 100 und 200km, so daß Tagespatrouillen von 200 bis 400km normal waren. Ging man jedoch auf eine zumeist unabhängige Flächenpatrouille, um bestimmte Farmen anzulaufen, kam ein Fahrtpensum von 500km und mehr spielend zusammen. Dabei bewährten sich unsere Patrouillenfahrzeuge glänzend, da sie durch die vollklimatisierte Fahrkabine, die weiche Federung und hohe Geländegängigkeit einen Komfort sicherten, wie er bei 40° C Außentemperatur der trockenen Luft auf 1.500m Höhe einfach erforderlich war, um die Aufgaben erfüllen zu können. Dank regelmäßiger Durchsichten alle 5.000km und abgesehen von einigen Reifenpannen ließen uns diese Fahrzeuge nie im Stich, weder auf den glühend heißen Sandpisten der Kalahari Halbwüste, noch im Wüstensand von Sossusvlei, noch auf den steinigen Schotterstraßen der Berglandschaft westlich von Maltahöhe und gefielen durch eine bestechende Anspruchslosigkeit.
Die mittlere Entfernung zu diesen Ansiedlungen betrug zwischen 100 und 200km, so daß Tagespatrouillen von 200 bis 400km normal waren. Ging man jedoch auf eine zumeist unabhängige Flächenpatrouille, um bestimmte Farmen anzulaufen, kam ein Fahrtpensum von 500km und mehr spielend zusammen. Dabei bewährten sich unsere Patrouillenfahrzeuge glänzend, da sie durch die vollklimatisierte Fahrkabine, die weiche Federung und hohe Geländegängigkeit einen Komfort sicherten, wie er bei 40° C Außentemperatur der trockenen Luft auf 1.500m Höhe einfach erforderlich war, um die Aufgaben erfüllen zu können. Dank regelmäßiger Durchsichten alle 5.000km und abgesehen von einigen Reifenpannen ließen uns diese Fahrzeuge nie im Stich, weder auf den glühend heißen Sandpisten der Kalahari Halbwüste, noch im Wüstensand von Sossusvlei, noch auf den steinigen Schotterstraßen der Berglandschaft westlich von Maltahöhe und gefielen durch eine bestechende Anspruchslosigkeit.
Farmgrenzen wie
mit dem Lineal gezogen und viele Namen aus deutschen Landen
Übrigens wurde die gesamte Fahrzeugflotte der UNTAG, 1.200 Toyota Landcruiser, nach ihrem Abzug aus Namibia zusammen mit der genutzten Büro- und Kommunikationstechnik der Regierung des jungen Namibia kostenlos zur Verfügung gestellt. Die hohe Mobilität, die zur Durchführung unserer Mission notwendig war, wurde ebenfalls durch das hervorragend ausgebaute Straßennetz Namibias begünstigt. Auch wenn nur die wichtigsten Nationalstraßen asphaltiert waren, standen jedoch die sandgeschlämmten Schotterstraßen die aus örtlichen Baumaterialien unterhalten wurden, diesen in ihrere Qualität in nichts nach. Mitunter konnte man mit 120 km/h auf ihnen ruhiger dahin jagen, als man es von der einheimischen Autobahnen Berlin - Dresden gewohnt war.
Gerade dadurch jedoch kamen bei der UNTAG mehr Menschen bei Autounfällen ums Leben, als durch bewaffnete Überfälle oder Minen. Wild, das einem nachts ins Fahrzeug lief, geplatzte Reifen bei zu hoher Geschwindigkeit oder Ermüdung auf den eintönigen Straßen, die hunderte Kilometer schnurgeradeaus verliefen forderten regelmäßig ihren Tribut. Mehr als 100 Unfälle und 17 Verkehrstote beklagte die UNTAG im September 1998. Dagegen standen 13 Tote, die im Dezember 1998 durch Kampfhandlungen umgekommen waren: drei Zivilisten, ein Polizist, 9 Militärs.
Das Namibia von einem Netz gerade verlaufender, endloser Straßen und Wege durchzogen wird, konnten wir bereits bei der Anreise aus der Luft fasziniert beobachten. Doch um wieviel beeindruckender war der Anblick, wenn man in ein sanft in Sanddünen übergehendes Bergtal einfuhr und am anderen Ende des Tals, 60 km entfernt, den Weg als dünnen Strich mit dem Horizont zusammenlaufen sah.
Gerade dadurch jedoch kamen bei der UNTAG mehr Menschen bei Autounfällen ums Leben, als durch bewaffnete Überfälle oder Minen. Wild, das einem nachts ins Fahrzeug lief, geplatzte Reifen bei zu hoher Geschwindigkeit oder Ermüdung auf den eintönigen Straßen, die hunderte Kilometer schnurgeradeaus verliefen forderten regelmäßig ihren Tribut. Mehr als 100 Unfälle und 17 Verkehrstote beklagte die UNTAG im September 1998. Dagegen standen 13 Tote, die im Dezember 1998 durch Kampfhandlungen umgekommen waren: drei Zivilisten, ein Polizist, 9 Militärs.
Das Namibia von einem Netz gerade verlaufender, endloser Straßen und Wege durchzogen wird, konnten wir bereits bei der Anreise aus der Luft fasziniert beobachten. Doch um wieviel beeindruckender war der Anblick, wenn man in ein sanft in Sanddünen übergehendes Bergtal einfuhr und am anderen Ende des Tals, 60 km entfernt, den Weg als dünnen Strich mit dem Horizont zusammenlaufen sah.
Roland und Helmut – echte Gendarmen aus Vorarlberg und prima Kollegen, die mit uns in Mariental ihren Dienst versahen.