Erste Schritte in einer neuen Welt
Wir landeten in einem riesigen Land mit nur 1,3 Mio. Einwohnern im Jahre 1998, das aufgrund der bis dato engen administrativen und wirtschaftlichen Bindung an Südafrika über eine gut entwickelte Infrastruktur verfügte und in dem Entfernungen von 300 km überhaupt nichts bedeuten. Windhuk, die Hauptstadt mit damals etwa 105.000 Einwohnern, nahm uns freundlich auf.
Die gewaltigen Ausmaße Namibias werden deutlich, projeziert man die Konturen des Landes über die Karte Mitteleuropas (von 1989) – Anmerkung des Autors
Wie zuvor der BGS stiegen wir die ersten Tage im “Safari Court“ ab, einem im Tropenstil gebauten Hotel. Die Menschen, die uns begegneten, zeigten sich hilfsbereit, natürlich und zum größten Teil unvoreingenommen. Da wir durch das Staatswappen auf dem Ärmel unserer Uniform leicht als „East Germans“ zu erkennen waren, kam es in den ersten Tagen auf den Straßen der Hauptstadt manchmal zu spontanen Reaktionen der Passanten. "Wärt Ihr nur zu Hause geblieben! Mit Kommunismus wollen wir hier nichts zu tun haben" war die einzige Äußerung dieser Art, ausgesprochen von zwei stämmigen südwester Farmern in vertrauter Mundart. Kurz darauf sprach mich ein junge Frau an, die diese Szene wohl beobachtet hatte und entschuldigte sich für die zwei. "Wir sind froh, Euch endlich hier zu haben" waren ihre ermutigenden Worte.
In Windhuks Geschäftswelt dominiert immer noch die deutsche Sprache, so daß man sich ungezwungen in seiner Muttersprache unterhalten kann. Aber auch diese Meinung war zu hören: „Wenn es hier unten mit Sam Nujoma nicht klappen sollte, dann kommen wir zu Euch nach Ostdeutschland. Da herrscht wenigstens noch Ordnung." Aus der Ferne sieht man eben alles etwas verklärter.
In Windhuks Geschäftswelt dominiert immer noch die deutsche Sprache, so daß man sich ungezwungen in seiner Muttersprache unterhalten kann. Aber auch diese Meinung war zu hören: „Wenn es hier unten mit Sam Nujoma nicht klappen sollte, dann kommen wir zu Euch nach Ostdeutschland. Da herrscht wenigstens noch Ordnung." Aus der Ferne sieht man eben alles etwas verklärter.
Gruppenfoto des DDR-Kontingentes im Zentrum Windhuks, nahe der damals noch nach Kaiser-Wilhelm benannten Hauptstraße. Gleich hinter dem Fotografen thront das südwester Reiterdenkmal (hier nicht im Bild)
Vom BGS Kontingent, das am 15. September 1989 in Windhuk gelandet war, hörte man, daß sie beim Betreten der Bar des Safari Court Hotels mit „Sieg Heil“ Rufen und dem Gesang des Deutschlandliedes begrüßt worden waren. Die Erwartungen der deutsch stämmigen Südwester waren also ziemlich breit gefächert.
Jedenfalls konnten wir als DDR-Kontingent allein durch unser ganz normales Auftreten in diesen knapp 5 Monaten viele Vorurteile und Barrieren abbauen, nicht nur bei unseren UN-Kollegen sondern auch bei nicht wenigen Einwohnern des Landes, besonders Weißen. Dabei halfen uns natürlich auch die Veränderungen zu Hause, die Demonstrationen, politischen Zugeständnisse bis hin zum Fall der Mauer. Sie bestärkten unser Selbstbewußtsein und erlaubten eine ehrlichere Auseinandersetzung in den unzähligen Diskussionen.
Als wir jedoch am Vormittag des 12. Oktober in Windhuk eintrafen, war davon noch nicht viel zu spüren. Beim abschließenden Briefing in Berlin waren wir alle noch einmal auf die offizielle Linie eingeschworen worden. Auf aktuelle Ereignisse sollte nicht eingegangen werden. Politische Diskussionen waren zu vermeiden und wenn unvermeidbar, sollte den Argumenten des Gegners mit Klassenbewußtsein geantwortet werden. Ein klarer Fall von Mißtrauen in den gesunden Menschenverstand! Denn das Änderungen bevorstanden, war jedem schon seit Jahren bewußt. Die Frage war nur, wann und wie. Das es uns gerade in Afrika ereilen sollte, war jedoch für alle eine ziemliche Überaschung.
Nach unserer Landung auf dem Airport von Windhuk traten alle drei Kontingente nacheinander auf dem Rollfeld an, begrüßt vom irischen Comissioner Fanning.
Jedenfalls konnten wir als DDR-Kontingent allein durch unser ganz normales Auftreten in diesen knapp 5 Monaten viele Vorurteile und Barrieren abbauen, nicht nur bei unseren UN-Kollegen sondern auch bei nicht wenigen Einwohnern des Landes, besonders Weißen. Dabei halfen uns natürlich auch die Veränderungen zu Hause, die Demonstrationen, politischen Zugeständnisse bis hin zum Fall der Mauer. Sie bestärkten unser Selbstbewußtsein und erlaubten eine ehrlichere Auseinandersetzung in den unzähligen Diskussionen.
Als wir jedoch am Vormittag des 12. Oktober in Windhuk eintrafen, war davon noch nicht viel zu spüren. Beim abschließenden Briefing in Berlin waren wir alle noch einmal auf die offizielle Linie eingeschworen worden. Auf aktuelle Ereignisse sollte nicht eingegangen werden. Politische Diskussionen waren zu vermeiden und wenn unvermeidbar, sollte den Argumenten des Gegners mit Klassenbewußtsein geantwortet werden. Ein klarer Fall von Mißtrauen in den gesunden Menschenverstand! Denn das Änderungen bevorstanden, war jedem schon seit Jahren bewußt. Die Frage war nur, wann und wie. Das es uns gerade in Afrika ereilen sollte, war jedoch für alle eine ziemliche Überaschung.
Nach unserer Landung auf dem Airport von Windhuk traten alle drei Kontingente nacheinander auf dem Rollfeld an, begrüßt vom irischen Comissioner Fanning.
Der Kommandeur des ostdeutschen CIVPOL Kontingentes bei der Meldung an den uns begrüßenden UNTAG Commanderder.
Hinter ihm drängte sich schon die Presse, einschließlich eines Korrespondenten des RIAS (15), scharf darauf, die Volkspolizisten vor das Mikrofon zu kriegen. In den lokalen Namibia Nachrichten vom 15./16. Oktober las sich das dann unter der Überschrift „VoPo’s in Namibia“ so:
In Windhuk erwartete uns eine 2-tägige Einweisung in die taktischen Aufgaben und ein Fahrschul-Crashkurs auf einem Toyota-Landcruiser im Linksverkehr. Welch wohltuender Unterschied zum heimischen Fahrzeugpark! Der ungarische Fahrlehrer ließ jeden gnadenlos durchfallen, der versehentlich den Blinker mit dem Scheibenwischer verwechselte – eine kleine Besonderheit bei Fahrzeugen, die für Linksverkehr gebaut sind. Abschließend gab es noch eine medizinische Kontrolluntersuchung durch die Schweizer Medical Unit. Dabei wurde nebenbei das Schweizer Militär-Fahrrad bewundert. Diese Truppe war schon 1989 auf Sustainibility getrimmt, lange bevor das Wort erfunden wurde!
- NN: Woher sind Sie?
- Antwort: Ich bin aus Berlin.
- NN: Sind Sie freiwillig hier?
- Antwort: Die Verfahrensweise ist doch bekannt.
- NN: Wie stellen Sie sich Ihre Tätigkeit hier vor?
- Antwort: Wir werden die uns übertragenen Aufgaben dementsprechend lösen.
- NN: Können Sie sich die Aufgaben vorstellen?
- Antwort: Wir haben noch ein halbes Jahr Zeit, Ihre Fragen zu beantworten.
- NN: Kennen Sie schon Ihren Einsatzort?
- Antwort: Nein, kennen wir nicht.
In Windhuk erwartete uns eine 2-tägige Einweisung in die taktischen Aufgaben und ein Fahrschul-Crashkurs auf einem Toyota-Landcruiser im Linksverkehr. Welch wohltuender Unterschied zum heimischen Fahrzeugpark! Der ungarische Fahrlehrer ließ jeden gnadenlos durchfallen, der versehentlich den Blinker mit dem Scheibenwischer verwechselte – eine kleine Besonderheit bei Fahrzeugen, die für Linksverkehr gebaut sind. Abschließend gab es noch eine medizinische Kontrolluntersuchung durch die Schweizer Medical Unit. Dabei wurde nebenbei das Schweizer Militär-Fahrrad bewundert. Diese Truppe war schon 1989 auf Sustainibility getrimmt, lange bevor das Wort erfunden wurde!
Fahrtpause während der Verlegung auf die UN Stationen im Süden.
Dann endlich wurden wir den Stationen zugeteilt: 21 Mann kamen in den Norden nach Ongandjera, Oshakati und Ombalantu; 9 Mann in den Süden nach Gibeon, Mariental und Bethanie.
Während es einen Kollegen und mich nach Mariental in den Süden verschlug, ging das Gros unserer Leute ins Ovamboland, der SWAPO-Hochburg. Dort lebten und arbeiteten sie mehr als 1.000 km von uns entfernt, nahe der angolanischen Grenze, in der afrikanischen Savanne.
Während es einen Kollegen und mich nach Mariental in den Süden verschlug, ging das Gros unserer Leute ins Ovamboland, der SWAPO-Hochburg. Dort lebten und arbeiteten sie mehr als 1.000 km von uns entfernt, nahe der angolanischen Grenze, in der afrikanischen Savanne.