Denk' ich an Afrika in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht. Ja, es stimmt, oft haben wir schlaflos in der Hitze der Nacht zum Himmel geblickt und die gleißende Pracht der Sterne über Namibia bewundert. Aber auch das politische Klima in jenen Tagen im Spätherbst 1989 konnte man nicht gerade als kühl bezeichnen. Zu viele Interessen standen auf dem Spiel im Süden Afrikas. Die UNO (1) hatte mit ihrer bis dato aufwendigsten friedenserhaltenden Mission, die ihr etwa 370 Mio.$ kostete, alles getan, um Südwestafrika, die letzte Kolonie Afrikas, über freie und faire Wahlen in die Unabhängigkeit zu führen.
Historischer Abriß der Anfänge Namibias
Um besser zu verstehen, wie alles in Namibia angefangen hatte, hier ein kurzer historischer Abriß.
Die trockenen Landstriche Südwestafrikas waren schon seit vielen tausend Jahren Lebensraum und Heimat für die Völker der San und Damara. Im Zuge der afrikanischen Nord-Süd-Völkerwanderung drangen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert aus dem heutigen Botswana zunächst die zu den Bantustämmen gehörenden viehzüchtenden Herero, im 19. Jahrhundert dann aus der Kapprovinz die Nama und sodann aus gleicher Richtung die schwarzafrikanischen Stämme nach Namibia ein. Sie alle führten einen von den am Kap ansässigen Europäern unterstützten Vernichtungs-feldzug gegen die San, die afrikanischen Ureinwohner, und drängten diese in Richtung Osten in die Kalahari-Wüste ab. Dort leben die Buschmänner heute noch, von den Regierungen Südafrikas, Botswanas und Namibias mehr geduldet als willkommen, da sie sich bislang hartnäckig allen „Zivilisierungsbemühungen“ widersetzen.
Die trockenen Landstriche Südwestafrikas waren schon seit vielen tausend Jahren Lebensraum und Heimat für die Völker der San und Damara. Im Zuge der afrikanischen Nord-Süd-Völkerwanderung drangen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert aus dem heutigen Botswana zunächst die zu den Bantustämmen gehörenden viehzüchtenden Herero, im 19. Jahrhundert dann aus der Kapprovinz die Nama und sodann aus gleicher Richtung die schwarzafrikanischen Stämme nach Namibia ein. Sie alle führten einen von den am Kap ansässigen Europäern unterstützten Vernichtungs-feldzug gegen die San, die afrikanischen Ureinwohner, und drängten diese in Richtung Osten in die Kalahari-Wüste ab. Dort leben die Buschmänner heute noch, von den Regierungen Südafrikas, Botswanas und Namibias mehr geduldet als willkommen, da sie sich bislang hartnäckig allen „Zivilisierungsbemühungen“ widersetzen.
Buschmäänner beim Entfachen eines Feuers
Portugiesische Seefahrer entdeckten das Land erstmals im 15. Jahrhundert für Europa. Sie stellten jedoch 1488 nur das Diaz-Kreuz beim heutigen Lüderitz auf und segelten weiter. Die Besiedelung durch Deutsche begann gute hundert bis hundertfünfzig Jahre nach den ersten Einwanderern der heute dort lebenden schwarzen Stämme. Von 1884-1915 war das damalige Deutsch-Südwestafrika eine kaiserliche Kolonie, die während des Ersten Weltkrieges von Südafrika besetzt und durch Beschluß des Völkerbundes 1920 der Südafrikanischen Union als Mandatsgebiet zugeteilt. Der südafrikanischen Verwaltung gelang es in den Folgejahren, den ehemals starken deutschen Einfluß nachhaltig zu reduzieren und Namibia zu „südafrikanisieren“ – einschließlich der Ausdehnung der Apartheidspolitik auf das Mandatsgebiet. Dies löste nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche, allerdings vergebliche Versuche der UNO aus, Südafrika das ehemalige Völkerbundmandat zu entziehen. Erst nachdem der Internationale Gerichtshof in Den Haag 1971 die südafrikanische Verwaltung für illegal erklärt hatte, war Südafrika 1972 bereit, Südwestafrika nach einer angemessenen Übergangszeit in die Unabhängigkeit zu entlassen.
Erinnerungen an die kurze Kolonialzeit der Deutschen in Südwest-Afrika begegnen dem Namibia Reisenden auf Schritt und Tritt wie hier in der Etosha Pfanne in Namutoni und Nonidas.
Bekanntestes Beispiel ist jedoch das Schutztruppen-Reiterdenkmal in Windhuk.
Und natürlich ist es angenehm, wenn man selbst heute noch in der Bäckerei in Swakopmund von der schwarzen Verkäuferin in heimischer Mundart gefragt wird, was es denn sein darf...
Bekanntestes Beispiel ist jedoch das Schutztruppen-Reiterdenkmal in Windhuk.
Und natürlich ist es angenehm, wenn man selbst heute noch in der Bäckerei in Swakopmund von der schwarzen Verkäuferin in heimischer Mundart gefragt wird, was es denn sein darf...
Das Verhalten Südafrikas stieß aber auch in Namibia selbst – damals jedoch war das Land mehr als Südwestafrika bekannt - auf zunehmenden Widerstand. Die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes verlieh diesem Widerstand die gewünschte Legitimation. Das führte letztlich dazu, daß die mehrheitlich von den Ovambos getragene und von der Sowjetunion und DDR (2) finanzierte Unab- hängigkeitsbewegung SWAPO (3) von der UNO 1973 das Alleinvertretungsrecht für Namibia zuerkannt bekam. Die SWAPO hatte bereits 1966 ihren bewaffneten Befreiungskampf begonnen. Nachdem 1967 die UNO mit dem Namibia-Rat die einzig legale Verwaltungsautorität geschaffen hatte und sich Pretoria weiterhin stur zeigte, beschloß 1978 der Sicherheitsrat die Resolution 435/78 über verbindliche Schritte Namibias in die Unabhängigkeit. Die begründete Befürchtung Südafrikas, möglicherweise einen sozialistisch regierten Nachbarstaat zu bekommen, löste einen Jahrzehnte dauernden Guerilla-Krieg in Namibia und Angola aus. Tausende Namibier opferten dafür ihr Leben, Zehntausende flohen vor dem Terror der Besatzer in die Nachbarstaaten. Doch erst wachsender nationaler wie internationaler Druck und südafrikanische Niederlagen im angolanischen Interventionskrieg erzwangen den Beginn der Verwirklichung jener Resolution ab dem 1. April 1989. Der Krieg endete 1988 mit dem Waffenstillstand zwischen Südafrika und Angola und der sich daran anschließenden Vorbereitung von freien und fairen Wahlen in Namibia.
Die UNO hatte für das entscheidende Jahr 1989 einen Zeitplan aufgestellt.
Die UNO hatte für das entscheidende Jahr 1989 einen Zeitplan aufgestellt.
Zeitplan der UNTAG-Aktivitäten (4) in Vorbereitung der Wahlen in Namibia für das Jahr 1989 gemäß UNO Resolution 435